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Gemeinde Kreuzau

JA! Jung trifft Alt

Das Generationenprojekt im dritten Jahr

„Wie aktiv sind Sie auf digitalen Plattformen?“, „Ist Kreuzau für Sie ein attraktiver Wohn- und Lebensort?“ und „Wie steht es um Ihre persönliche Mobilität?“. Die Fragen des Generationeninterviews verändern sich tatsächlich im Laufe der Zeit. Und so soll es auch im Lebensweltenvergleich sein, einem Projekt, das 2020 ins Leben gerufen wurde. Initiatoren sind neben der Generationenbeauftragten der Gemeinde Kreuzau, Monika Paillon, die Leiterin der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, Lisa Palm, sowie Sigrid Wilwers und Jana Henning von der Jugendberatungsstelle für den Südkreis des Sozialwerks Dürener Christen.

Auch mit 79 Jahren ist Hildegard Salentin, die 1944 in den Kriegsjahren im Keller ihres Elternhauses an der Feldstraße geboren wurde, noch sehr aktiv und hat in diesem Jahr den „E-Bike-Führerschein“ gemacht. Sportlich ist sie bis heute und seit Jahrzehnten Mitglied im Turn- und Sportverein Stockheim 1909 e. V. Zum Schwimmen geht sie heute allerdings ins „monte mare“ und nicht mehr, wie vor 70 Jahren, in den Mühlenteich.

Kraft und Ausdauer wurden Frau Salentin nicht sprichwörtlich in die Wiege gelegt. „Ich bin in Saus und Braus aufgewachsen“, beginnt sie ihren Lebenslauf, doch diese gute Zeit endete 1955 mit dem Tod der Mutter. Obwohl es danach zwei Stiefmütter gab, musste sie täglich körperlich schwere Arbeit verrichten. Zusätzlich zum Kolonialwarenladen ihres Vaters in Kreuzau gab es einen Stand auf dem Dürener Wochenmarkt und ein fahrendes Geschäft bis in die Vulkaneifel hinein. Um die Arbeitstage auf dem Markt abzusichern, stellte der Schulrat Frau Salentin dienstags, donnerstags und samstags vom Unterricht frei - heute unvorstellbar! 

Schwere Kartoffelsäcke und Buttermodelle schleppen war an der Tagesordnung. Kein Wunder, dass Frau Salentin nach ihrer Heirat 1964 auch beim Hausbau mit anpackte. Sie schleppte Mörtelkübel und setzte Steine, auch, weil ihr Mann mit 27 Jahren seinen ersten Herzinfarkt erlitt.

Ihren ursprünglichen Traum, das Friseurhandwerk zu erlernen, erfüllte sich schließlich eine ihrer beiden Töchter. Als Friseurmeisterin betreibt diese seit vielen Jahren einen Friseursalon unterhalb der Salzburger Festung. Dank der sozialen Medien ist Frau Salentin mit ihrer Tochter und ihrem Enkel in Österreich fast so gut vernetzt wie mit ihrer ältesten Tochter hier in Kreuzau. 

Nach fast 60 Jahren hat Frau Salentin schweren Herzens ihr Haus mit dem großen Garten in Stockheim verkauft und ist in die Feldstraße nach Kreuzau zurückgekehrt. Der persönliche Kontakt zu Jung und Alt ist ihr wichtig, Facebook und andere soziale Medien sind zu schnelllebig.

Auch Christina Renner wohnt wieder in Kreuzau, nachdem sie als Kleinkind zwei Jahre in Bayern verbracht hat. Die 18-Jährige lebt gerne in der Gemeinde und kann sich kaum vorstellen, wegzuziehen. „In Kreuzau ist man mit Bus und Bahn sehr gut angebunden und auch als Radfahrerin sicher in alle Richtungen mobil“, erzählt Christina. Nach ihrem Hauptschulabschluss in Kreuzau und einem weiteren Abschluss am Nelly-Pütz-Berufskolleg des Kreises Düren strebt sie dort im nächsten Jahr die staatliche Abschlussprüfung zur Sozialassistentin an. 

Dieser Abschluss berechtigt dazu, als Mitarbeiterin der freien Wohlfahrtsverbände, kommunaler Dienststellen oder kirchlicher Verbände pädagogisch-betreuende, hauswirtschaftliche oder sozialpflegerische Aufgaben zu übernehmen. In Einrichtungen der Behindertenhilfe, z.B. in Wohnheimen oder Wohngruppen, unterstützt die Sozialassistentin Erzieher:innen, Heilerziehungspfleger:innen oder Altenpfleger:innen.

Im Anschluss strebt Christina Renner eine Pflegeausbildung an. Ein langer Weg mit einer längeren Vorgeschichte. 

Bereits 2020 nahm Christina an Aktivitäten und verschiedenen Angeboten im Jugendraum Kreuzau an der Festhalle teil. Seit vielen Jahren ist der Offene Jugendtreff für sie eine wichtige Anlaufstelle. Hier trifft sie ihre Freundinnen und Freunde, findet bei Lisa Palm immer ein offenes Ohr für ihre Probleme und erfährt Anerkennung für ihren ehrenamtlichen Einsatz. Auch in der Kinder- und Jugendarbeit hat sie unterschiedlichste Aspekte der sozialen Arbeit kennengelernt und viele Erfahrungen für den Lebenslauf sammeln können.

Im Rahmen der Kreuzauer Taschengeldbörse wurde Christina von Lisa Palm in den Umgang mit älteren Menschen eingeführt.  

Viele Umgangsformen, beispielsweise in der Betreuung, waren Christina nicht fremd, denn seit vielen Jahren unterstützt sie ihre alleinerziehende Mutter bei der Erziehung ihrer drei jüngeren Geschwister.

Christina Renner wurde im Rahmen der Taschengeldbörse immer wieder sehr gerne angefragt und vermittelt und war in verschiedenen Haushalten älterer Menschen, nicht nur beim Einkaufen, sondern auch bei Haushalts- und Gartenarbeiten, aktiv – „immer mit sehr positiven Rückmeldungen“, weiß die Generationenbeauftragte Monika Paillon, zu berichten.

„Diese Erfahrungen haben mich letztendlich in meinem Berufswunsch bestärkt und mir gezeigt, dass ich einen guten Draht zu älteren Menschen habe, erkenne, wo Hilfe benötigt wird und mich gut einbringen kann“, erzählt Christina. Lebensläufe wie den von Frau Salentin, als Ansprechpartnerin im Projekt „Ja! Jung trifft Alt“, hat sie in abgewandelter Form schon oft gehört. „Wir haben es heute sehr gut“, behauptet Christina und untermauert ihre Aussage mit Erfahrungen und Berichten aus den sozialen Medien, wo sie „auf allen Plattformen aktiv“ ist.

Kinderbetreuung kann sehr anstrengend sein. Zum Ausgleich ist Christina Renner gerne draußen und mit Freunden unterwegs. Sogar das „Alleinleben“ hat sie schon einmal eine Woche lang „geübt“ und kann es sich gut vorstellen. 

Ein Wunsch bleibt allerdings offen: „Ein Sommerurlaub mit Freunden auf Mallorca wäre schön“.

Die lebenserfahrene Hildegard Salentin sieht Christina Renner auf einem guten Weg und macht ihr Mut. „Auch mit Hindernissen kann und muss man das Leben genießen“ und „man kann alles schaffen“, gibt sie ihr mit auf den Weg.

Es war in der Tat ein sehr lebendiger Austausch mit vielen Höhepunkten, Rückblicken und Plänen. Und auch ein Bekenntnis, dass Jung und Alt gerne in Kreuzau leben, auch wenn das Herz ab und zu noch für Stockheim schlägt. Mobilität ist in Kreuzau kein Hindernis, wie wir heute wieder gehört haben...

Der Austausch zwischen den Generationen ist auch weiterhin das Ziel des Projekts: „JA! Jung trifft Alt“. 

Wenn Sie sich als Einzelperson oder Gruppe, egal welchen Alters, als Unternehmen oder Handwerksbetrieb an der generationenübergreifenden Arbeit in Kreuzau beteiligen möchten, bereichern Sie unser Netzwerk und melden Sie sich gerne bei unserer Generationenbeauftragten Frau Monika Paillon, Tel. 02422  507-113, Mail generationenbeauftragtekreuzaude.

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